Geschichte

Auf Drängen Joachimsthaler Unternehmer und Bewohner sowie direkter Fürsprache des Kaisers Wilhelm I richtete die Bahnverwaltung im Jahre 1875 probeweise eine kleine Haltestelle in Britz an der Strecke Berlin – Stettin ein. Unerwartet große Resonanz sorgte für die Umwandlung in eine Bahnstation mit Wartehalle. Ab 1. Januar 1884 erhielt Britz Abfertigungsbefugnisse im Günterverkehr. Post und private Fuhrunternehmer aus Joachimsthal richteten einen Zubringerverkehr für Personen, Gepäck, Briefe und Pakete zum und vom Bahnhof Britz ein. Der Bahnanschluss von Templin und der Schorfheide an die Strecke Berlin – Stettin kam ins Gespräch.

 

Am 18. Februar 1893 trafen sich Interessenten zum „Bau einer Eisenbahn - Sekundärbahn – von Alt Strelitz, Lychen, Templin, Ringenwalde, Joachimsthal nach Britz/Eberswalde“ zu einer ersten Beratung im Hotel „Zum Kurfürsten“ in Joachimsthal. Es entstand ein Komitee aus je zwei Vertretern der interessierten Städte und Gemeinden. Die Leitung übernahm Graf Saldern Ahlimb auf Ringenwalde und sein Stellvertreter der Rittergutsbesitzer von Wedel-Parlow auf Parlow. Die größte Kommune, die Stadt Templin bekam die Federführung. 1894 gab der „Öffentliche Anzeiger der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin“ die juristische Grundlage für den Bahnbau bekannt. 1895 sind die allgemeinen Vorarbeiten (Vermessungsarbeiten) abgeschlossen. Mit dem Bahnbau begann man im Sommer 1897. Die beauftragte Eisenbahn-Baufirma aus Driesen richtete unterhalb des jetzigen Kaiserbahnhofes in Richtung Werbellinsee eine Eisenbahn-Bau-Abteilung ein. Die veranschlagten Kosten für die Bahnstrecke betragen 5.128.000 Mark. An den Bauarbeiten sind bis zu 400 Leute beschäftigt, etwa ein Drittel waren Deutsche. Befürchtungen, die einen stärkeren Polizeieinsatz während der Bauzeit erfordern, traten nicht ein.

 

Bereits im Vorfeld veröffentlichte man den Fahrplan für die Züge und diskutierte die Umsteigemöglichkeiten nach Berlin und Angermünde in der „Joachimsthaler Zeitung“. Nach der Bauabnahme eröffnete die Teilstrecke Britz – Joachimsthal am 01. Juli 1898; die Teilstrecke Joachimsthal – Templin am 15. Dezember 1898. Am 05. Dezember 1898 eröffnet die Haltestelle Werbellinsee (Kaiserbahnhof) und vermutlich auch der Bahnhof Joachimsthal. Der errichtete Kaiserpavillon wurde bereits im Oktober 1898 durch Kaiser Wilhelm II als Baustelle besichtigt, als er mit dem Zug hier ankam, um in der Schorfheide zu jagen. Joachimsthaler begrüßten ihn hier. Er lobte ausdrücklich den Bau. Die Fertigstellung des Kaiserpavillon ist 1899 zu sehen. Im Kaiserpavillon fanden Empfänge und Auszeichnungen für auserwählte Personen statt. Ehe der Kaiser zur Jagd mit der Kutsche nach Hubertusstock reiste.

 

Kaiserbahnhof auf einer Postkarte

Kaiserbahnhof auf einer alten Postkarte

 

Das Ensemble Kaiserbahnhof im norwegischen Landhausstil errichtet, war und ist noch heute sehenswert. Mit Aufkommen des Tourismus am Werbellinsee war die Bahnstation Werbellinsee ein Haltepunkt für extra in den Sommermonaten verkehrenden Badezüge, die die Leute vormittags herbrachten und abends wieder nach Eberswalde bzw. Berlin zurück brachten.Außer dem Werbellinsee zogen auch die Wildgehege der Forschungsstätte viele Besucher an. In den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts baute man den Kaiserpavillon um und errichtete den Anbau, die Gaststätte wurde betrieben, nach Kriegsende waren Flüchtlinge untergebracht und später Wohnungen eingebaut, die vorwiegend an Bahnbedienstete vermietet waren.

 

Im Bereich des Bahnhofes wurden auch Baustoffe wie Klinker und Ziegel sowie Holz verladen. 1981 begann eine äußerliche, oberflächliche Instandsetzung des Bereiches, da der deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt mit dem Zug anreisend, nach Hubertusstock kommen wollte. Helmut Schmidt kam jedoch nicht mit dem Zug und sofort wurden die Renovierungsarbeiten eingestellt. Nach Erwerb des Kaiserpavillons durch die Stadt Joachimsthal begann 2004 die denkmalsgerechte Sanierung. Das ehemalige Stationsgebäude kaufte der Designer und Maler Holger Barthel, der auch die poetischen Bahnhofslaternen schuf. Leider brannte 1952 die von historischen Abbildungen bekannte Gastwirtschaft mit Kegelbahn ab.

 

Der Kaiserbahnhof Joachimsthal ist seit dem Sommer 2006 der erste Hörspielbahnhof Deutschlands, obwohl die Restaurierungsarbeiten im Inneren noch nicht fertig waren. Die weitere Nutzung des Kaiserpavillons als Hörspielbahnhof und andere Veranstaltungen ist gesichert. Leider bedient die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft (ODEG) seit dem Dezember 2006 nur noch die Teilstrecke Eberswalde - Joachimsthal. Die Teilstrecke Joachimsthal – Templin bestellte die Landesregierung in Potsdam für den Personenverkehr ab. Gelder sollten gespart werden...

 

Zusammengestellt von Dr. Jürgen Kutschke
Arbeitsgruppe Hörspielbahnhof und Arbeitsgruppe Geschichte des Heimatvereins Joachimsthal e.V.